Wenn Frau
gerne filzt, dann hat sie mit Wolle und dem Filzhandwerk zu tun. Das klingt so, als ob damit alles
klar ist. Als ich anfing zu filzen, da ahnte ich noch nichts von den vielen
unterschiedlichen Schafrassen, deren Wollen und den unzähligen handwerklichen Techniken, die man einsetzen kann, um an gewünschtes Ziel zu kommen.
Das Wolle nicht gleich Wolle
ist, das wurde mir erst nach und nach bewusst. Einen guten ersten Eindruck von der
unendlichen Vielfalt bekommt man, wenn man das Buch von Barbara Aufenanger „Das
Wollprojekt“ in die Hand nimmt. Sie hat hier allein 37 Schafrassen, die in
Deutschland gehalten werden, dokumentiert. Jedes dieser Schafe liefert Wolle
mit ganz spezifischen Filzeigenschaften. Dazu kommen noch die vielen
Wollsorten aus aller Welt und die möglichen Zubereitungen, die der Handel anbietet. Und auch hier kann man je nach Herkunft,
Rasse und Jahr und Färbung sein blaues Filzwunder erleben.
Das es einen gewaltigen Einfluss auf mein Filzergebnis hat, wie, wo und wieviel Wolle ich auslege, ob ich mit oder ohne Schablone arbeite, ob und wie ich mit "Fremdmaterial" arbeite, das hab ich dann schnell erfahren. Nur habe ich auf dem Altar der Erfahrung ganz schön viel Wolle und persönliche Kraft geopfert. Bis ich etwas Entscheidendes gelernt habe: PROBEN herstellen!
Aus standardisierten Teststücken schöpfe ich
bei jedem Filzprojekt solide Informationen, kann gut planen und erlebe immer
seltener den Punkt, an dem ich als Filzerin sagen muss: „So nicht!“
Nach langem
Austesten und Überlegen habe ich für mich folgende Vorgehensweise beim Proben-Herstellen
festgelegt: Ich lege immer auf einer Fläche von 30 auf 30 cm aus. Von einer
Wollsorte gibt es mindestens vier Gewichtsproben. Z.B. 5 Gramm, 10 Gramm, 20
Gramm und 30 Gramm. Jede dieser Proben wird so lange gefilzt, bis gefühlt beim ersten Mal nichts mehr
geht – mindestens aber auf 20 x 20cm. So kann ich sehen, wie sich die Wolle
verhält, wie sich die Oberfläche gestaltet, kann fühlen, wie fest die Wolle
durch den Filzprozess wird und vieles mehr. Außerdem kann ich später die
Gewichte von den ausgelegten Quadratzentimetern auf große Filzstücke umrechnen.
In meiner
Probensammlung befinden sich Proben verschiedenster Wollsorten, Experimente zur
Oberflächengestaltung, Farbmischungen, Schrumpftests, meine Versuche
zu Fasermischungen und Nunofilze.
Nun muss Frau ja nicht gleich ein Filzmuseum aufbauen. Doch mit einer neuen Wolle und vor einem gewünschten Projekt ein paar Proben herzustellen hilft ungemein und bewahrt vor Frust. Außerdem habe ich bei meinen Filzkurs-Teilnehmerinnen festgestellt, dass sich durch das Arbeiten mit den Proben ganz eigene, individuelle Wege zum Ziel entwickeln.
Man kann Proben auch ganz anders machen, sich eine ganz eigene Systematik festlegen - nur tun sollte man es eben.
Kommt gut ins Wochenende!